Der Kultlauf im Winter:  Der 8. Kieler 3-Leuchttürmelauf 2004

Bericht von Dr. Kathrin Kern

Es ist, glaube ich, wirklich mal an der Zeit, einen Bericht darüber zu verfassen und all das zu beschreiben, was sich alljährlich in der Hirthstraße 16 in Kiel/Holtenau abspielt. Mitten im kalten Februar seit 1997 -diesmal also am 15.02.2004- versammelt sich morgens ab 7 Uhr eine stattliche Läuferschar in einem schmalen Reihenhaus, das das Ehepaar Heinz und Regina Behrmann vorher tüchtig umgeräumt haben, um Platz zu schaffen für bis 50 Läufer/innen. Die Männer ab in den Keller und die Frauen ins 1. Obergeschoß zum Umziehen, wo sich jeweils ein WC und nach dem Lauf eine Dusche auf ihre Benutzung freut. Nach zahllosen Begrüßungen, letzten Flüssigkeitsaufnahmen und mindestens ebenso vielen Toilettengängen quellen die Läufer kurz vor 8 Uhr aus der Haustür hervor und nehmen Aufstellung für die obligatorische kurze Ansprache direkt vor dem Start. Traditionell werden die  Läufer/innen begrüßt, die sich rechtzeitig einen Startplatz gesichert hatten, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Immer mehr werden auch die Sportler, die dafür beachtliche Anfahrtswege nach Holtenau in Kauf nehmen. DUV-Jahres-Seniorenläuferin Marianne Dahl kam wieder aus Hannover, Horst Preisler mit über 1000 Marathonläufen Weltrekordhalter und etliche Mitglieder des 100-Marathon-Clubs wie der Clubpräsident Christian Hottas persönlich scheuten nicht den Weg von Hamburg und Umgebung. Aber auch Mitglieder des LTV Kiel-Ost und der Nachbarvereine aus Friedrichsort und Holtenau gehören zu den Startern bei Behrmanns. Viele sind im übrigen schon seit vielen Jahren gerne dabei. Und dies alles mitten im Winter, dass an diesem Wochenende für Extreme sorgte. Samstags sorgte ein verheerendes Orkantief mit starkem Regen dafür, dass Draußen-Vorbereitungen wie das Anbringen von Streckenwegweisern und Trassierbändern nicht erledigt werden konnten. Und in der Nacht zum Sonntag sorgte eine nachfolgende Kaltfront dafür, dass der zuvor zahlreich gefallene Regen sich urplötzlich in eisglatte Rutschbahnen und gefrorenen Pfützen verwandelte. So war es schon mehr als ein Wunder, dass trotzdem 43 Aktive den Witterungs- und Straßenverhältniseen strotzten und den Weg zu uns fanden. 

10 Minuten vor dem Start treten alle Läufer und Läuferinnen nach draußen vor die Haustür des Reihenhauses zum Gruppenfoto

Anschließend letzte Vorbereitungen vür dem Start, der unmittelbar bevorsteht

Um 8 Uhr setzte sich der Läuferpulk vorsichtig in Bewegung zu diesem Gruppenlauf ohne Zeitnahme. geführt von -oder besser gesagt - gebremst u. a. von 2 bereits bewährten Marathon- und Ultraerfahrenen Läufern.

Die geschlossene Gruppe vor dem Holtenauer Leuchtturm und 12 km später vor dem Friedrichsorter Leuchtturm

Denn die größte Schwierigkeit auf dem ersten 24,5 km langen Abschnitt des Laufes besteht darin, sich bedingungslos dem 7:30-Minuten/km-Tempo anzupassen und zu unterwerfen. Alle sollen problemlos mit halten können auf dem Weg zu den Fototerminen vor dem Holtenauer (km 2,3), dem Friedrichsorter (km 14,5) und dem Bülker Leuchtturm (km 24,2) auf dem Westufer der Kieler Förde. Für etliche gerne schneller laufende Teilnehmer ist es sicher recht anstrengend, so langsam laufen zu müssen. Aber so bleibt der Trupp immer dicht beisammen und jeder hat genügend Luft und Zeit für anregende interessante Unterhaltungen. Wir sind sicher an diesem Sonntagmorgen von anderen Frühaufstehern wie den „Mithundgassigehern" eher zu hören als zu sehen. Manchmal kann man schon den Eindruck haben, ob statt zu palavern die Natur mit den wunderschönen Landschafts- und Fördepanoramen es nicht etwas mehr verdient hätten, eines Blickes gewürdigt zu werden. Wie die "Bremsläufer" vorne macht auch der "Besenläufer" Siggi am Ende des Feldes hervorragend, hat er doch eine noch schwierigere Aufgabe.

Die mobilen Verpflegungsstellen vor dem Vereinsheim der SV Friedrichsort (oberen 2 Fotos) und später bei km 29 vor der Strander Schule (Foto unten)

Denn durch das langsame Tempo bei Null Grad geht naturgemäß wenig Flüssigkeit in Form von Schweiß verloren, es wird aber unter vielem anderen der köstliche warme Tee an den vier Verpflegungsstellen reichlich dankend angenommen und so muß sich der Körper anders helfen. Siggis Aufgabe ist es, wie ein Hütehund dafür zu sorgen, daß im Gebüsch keines seiner Schäfchen verloren geht und so müht er sich -aber erfolgreich-, alle wieder sanft an die Gruppe heranzuführen. Das langsame Tempo führt dazu, daß genug Puste bleibt, um unentwegt Konversation zu betreiben. So kribbelt und brummt der ganze Haufen wie ein Bienenschwarm und man würde zu gern wissen, was die vielen Spaziergänger in Schilksee und Strande wohl denken bei diesem Anblick.

Die Helfer- und Shuttlecrew wird gleich die große Läuferschar in Empfang nehmen und ihnen die Fahne, Flagge und Leuchttürmeschild zum Gruppenfoto in die Hände drücken

Wenn das letzte Foto in Bülk vor dem dortigen Leuchtturm bei km 24 geschossen ist, teilt sich die Meute auf.

 
Nach knapp 25 Kilometern ist mit dem Bülker Leuchtturm der dritte und letzte für uns erreichbare Leuchtturm auf dem Kieler Westufers erreicht. Vor der Trennung in vier verschiedene Tempolaufgruppen also hier das letzte Foto, auf dem alle Läufer und Läuferinnen gemeinsam in die Kamera posieren dürfen.

Die Läufer, die hier aussteigen, werden schon zur warmen Dusche zurücktransportiert. Die „Weiterläufer" finden sich zu unterschiedlichen Tempogruppen zusammen und nehmen so die restlichen Kilometer in Angriff. Das stellt die Helfer natürlich vor eine logistische Herausforderung, denn sie müssen am 29km-Verpflegungspunkt lang genug warten, bis auch die letzte Gruppe vorbei ist, um dann blitzschnell abzubauen und an der Schilkseer Schule bei Km 34 wieder Stellung zu beziehen, bevor die schnelle Gruppe diesen Punkt erreicht. Aber alles ist durchdacht, alles läuft wie ein Uhrwerk.

Die bewährten Helfer Nicole, Gerhard und Benno sind wieder einmal die guten Geister der Verpflegungspunkte und müssen in diesem Jahr nicht ganz so frieren, wie im Vorjahr. Nach gut 4 Stunden kommt sogar die Sonne zum Vorschein. Zu diesem Zeitpunkt liegt das schönste Stück noch vor den Marathonläufern.

Die 7-Minuten Laufgruppe erreicht nach 29 km die 3. Verpflegungsstelle

Dr. Kathrin Kern beim Teepumpen. Kritisch schauen Helfer Benno Richter und Läufer Klaus Keil zu.

Harald Petersen und Dr. Kathrin Kern

 

Lothar Gehrke hat einen gut wärmenden Bart und Regine Schultz daneben muß sich am heißen Tee erwärmen ---- Ein Foto von der 1. Verpflegungsstelle beim Vereinsheim Friedrichsort 

 

Ein Foto von der 3. Verpflegungsstelle bei der Strander Schule bereits nach der Tempo-Gruppentrennung - von links Christian Hottas, Thorsten Themm, Olaf Dröse und Dr. Regine Schultz

Zur 3. Verpflegungsstelle in Strande kommt die 7-Minuten Gruppe: Von links Suse und Gerd Werner aus Finsterwalde, Horst Preisler mit Heinz Behrmann, Dirk Hansen-Jacobi, Gerhard Marquardt und Friederike von Hammerstein

2. Verpflegngsstelle in Strande bei der Tourist-Info und den für uns geöffneten Toiletten: Alle langen gut zu und stärken sich hier nach 21,5 Kilometern. Die Hälfte der Strecke liegt noch vor ihnen.

Die Verpflegungsstelle Nr. 3 bei der Strander Grundschule ist erreicht. Nach 29 Kilometern sehen noch alle frisch und fit aus.

Aufgrund der weiter auseienanderliegenden Verpflegungsstellen führen viele Läufer und Läuferinnen leere Gefäße mit und füllen diese als Vorrat für unterwegs auf. 

Nach der letzten Getränkestelle bei Kilometer 34 wird das Ganze ein reiner Cross-Lauf. Auf weichem Boden, der an den beiden Wochenenden zuvor, an denen Heinz traditionell seine Vorbereitungsläufe durchführt, noch sehr morastig gewesen war, kommen die Läufer trockenen Fußes und leichten Herzens voran. Die Vogelstimmen und die Frühlingssonne belohnen all diejenigen, die sich die ganze Strecke zumuten.

Die fleißigen Helfer in Behrmanns Küche belohnen derweil bereits die "Kurzstreckenläufer" mit Bergen von Nudelgerichten, Sekt, Bier, Kaffee und Kuchen in einer gemütlichen Atmosphäre, die dem Bierzelt beim Rennsteig-Lauf ähnelt. Nachdem auch die letzten im Ziel und sauber und satt geworden sind, bekommen die Teilnehmer bei der "Siegerehrung" nicht nur eine Urkunde, sondern auch wieder eine von Regina handbemalte Erinnerungskachel, die diesmal den Friedrichsorter Leuchtturm zeigt.

 

Ganz nebenbei wird erwähnt, daß Arwed Bonnemann (65) an diesem Tag seinen 50. Marathon gelaufen ist, daß Alfred Schippels von der SV Friedrichsort, der nächstes Jahr in der M 70 laufen wird, in der "Flitzergruppe" um Matthias Waesch und Norbert Wiesner war. Die Jungs sind von Bülk aus die restlichen 18 Kilometer im 4:30 er Schnitt zurückflogen und daß Thorsten Themm als 31-jähriger Marathonsammler mit diesem Lauf auf die stattliche Zahl von 226 kommt. Ganz still wird es aber, als Christian Homagk aus Finsterwalde im südlichen Brandenburg sich für die Gastfreundschaft bedankt und die damit verbundene deutsch-deutsche Zusammenführung, die Behrmanns auf diese Weise leisten. Seine Worte klingen nach und lassen alle nachdenklich werden, denn Heinz und Regina gelingt nicht nur dies. Alle Teilnehmer sind den Veranstaltern dankbar dafür, daß sie so ein harmonisches Lauferlebnis mit perfekter Organisation und herzlicher Gastfreundschaft genießen dürfen. Die wohl treffendsten Worte formuliert jedoch Horst Preisler, der mit seinen 69 Jahren den Weltrekord in der Zahl der gelaufenen Marathons hält (dies ist sein 1242. M.). Er wollte das Ereignis Leuchtturmlauf in genau zwei Worte fassen: " Unter Freunden ".

Das Wohnzimmer ist mit 30 Personen nach dem Lauf bei Speis und Trank gut gefüllt.

Und genau so fühlen sich alle, die als Läufer, als Helfer oder einfach nur zum Feiern willkommen sind. Gegen 19 Uhr löst sich die Versammlung so langsam auf, nachdem der Hausherr und seine Freunde mit einigen Gläsern "Leuchtfeuer" auf das glückliche Ende einer Veranstaltung angestoßen hat, die zu den Highlights im Albatros-Kalender zählt. Nur zwei Teilnehmer waren bisher bei allen 8 Leuchttürmläufen dabei, Siggi Schmitz und Gerhard Marquardt. Allerdings konnten auch sie verletzungsbedingt zwei Mal nicht laufen, haben aber als Helfer Heinz und Regina die Treue gehalten. Für alle, die später in die Serie eingestiegen sind, gibt es nächstes Jahr am 13. Februar die Chance, wieder unter Freunden zu sein. ------ (Dieser Bericht erschien in der Albi-Info 01/04)

Hier nun die 13 weiblichen und 38 männlichen Starter und Finisher:

 (Original-Ergebnisliste siehe ganz unten am Ende)

42,3 km liefen: Heinz Behrmann, Dr. Arwed Bonnemann, Marianne Dahl, Irke Döring, Olaf Dröse, Dietrich Eberle, Götz W. Eipper, Rolf Frank, Tom Friedrichsen, Lothar Gehrke, Christian Hottas, Karl-Heinz Jost, Carola Keding-Petersen, Klaus Keil, Dr. Kathrin Kern, Rosemarie von Kocemba mit Schäferhündin Sina, Martin Lademann, Uwe Leineweber, Dietmar Mannebeck, Harald Petersen, Horst Preisler, Jens Röhl, Alfred Schippels, Ursula Schiweck, Konrad Schwarz, Dr. Regine Schultz, Thorsten Themm, Matthias Waesch, Gerd Werner, Peter Wieneke, Norbert Wiesner.

34 km liefen: Astrid Boje, Anke und Günter Dibbern, Friederike v. Hammerstein, Dirk Hansen-Jacobi, Michael Janowski, Ulf Junge, Gerhard Marquardt, Oliver Roggensack, Sabine Sawatzki, Jörg Schmahlfeldt, Siegfried Schmitz.

29 km lief: Inge Soltsien.

24 km liefen: Werner Beran, Marlies und Christian Homagk, Jonas Kern, Michael Kleine.

12 km lief: Klaus Höfer

 

 

 

Nachfolgend ein Bericht vom 50-Marathon-Jubilar Arwed Bonnemann:

 

Jetzt noch ein in den Finsterwalder Nachrichten vom Verein "Neptun 08" erschienener Bericht:

  

Ein Kurzbericht vom 1. Vorsitzenden des 100 MC Christian Hottas: 

Und zum Schluss noch ein paar nette Zeilen von Christa Heyer:

Für jeden Finisher gab es zusätzlich zur Motivkachel und Urkunde folgende Ergebnisliste

 

 

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